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Project Zero: Priesterin des Schwarzen Wassers – Macht schonmal eure Kamera bereit…

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project_zero_maiden_of_blackwater logo Priesterin des Schwarzen Wassers

Am 30. Oktober ist bei uns der fünfte Ableger der Horrorspielserie Project Zero (engl. Fatal Frame) erschienen. Während es der vierte Teil nie in den Westen schaffte, hatten Fans bei Project Zero: Priesterin des Schwaten Wassers mehr Glück. Ich persönlich bin ein Neuling in der Welt von Project Zero, doch schon kurz nach der Ankündigung des Releases bei uns im Westen war für mich klar: Ich muss dieses Spiel haben! Dass es sich bei Project Zero eher um einen Nischentitel handelt (Ein Horrorspiel auf einer Familienkonsole ist halt immernoch eher die Seltenheit), lässt sich leider auch an der Vermarktung des Titels erkennen. Der hiesige Fan hat die Auswahl zwischen der Downloadversion aus dem Nintendo eShop und der Limited Edition mit Steelbook, Artbook und Co.

Project Zero Priesterin des schwarzen Wassers Limited Edition Bundle

Da ich ein Freund von etwas Handfestem bin, griff ich hier gleich zur limitierten Variante auf Disc. Limitiert trifft hier allerdings auch den Nagel auf den Kopf. Mittlerweile ist diese Version nur noch sehr schwer zu bekommen. Es ist sehr schade, dass man vielen Käufern so die Chance nimmt, eine Retailversion in Händen zu halten. Doch kommen wir auf das eigentliche Spiel zu sprechen. Für euch habe ich mich in die bedrückende Welt von Project Zero: Priesterin des Schwarzen Wassers entführen lassen:

Story

Mit der Handlung kann Project Zero 5 absolut Punkten. Ein beklemmenderes Szenario, als es dem Spieler hier präsentiert wird, lässt sich nur schwerlich vorstellen. Ihr schlüpft, abhängig vom gerade ausgewählten Level, die sich in Project Zero Tropfen nennen, in die Rolle eines der drei Protagonisten Yuri, Miu oder Ren. Die drei leben am Fuße des Hikami Berges, der ein dunkles Geheimnis birgt. Einst lebten Priesterinnen auf diesem Berg, die eines Tages förmlich niedergemetzelt wurden. Ihre Leichen wurden in das Wasser der Seen und Bäche des Berges geworfen. Dieses Wasser ist im Spiel ein immer wiederkehrendes Motiv, mit dem man schnell das Böse verbindet.

Project Zero 5 Screen 1

Seitdem lastet ein Fluch auf dem Hikami Berg. Bei Abenddämmerung und in der Nacht wird der Berg zum Hotspot für Selbstmörder, die von der Aura des Ortes quasi magisch angezogen werden. Eure Aufgabe ist es, die Geheimnisse dieses Ortes zu lüften. Hierbei stolpert ihr über verschiedenste Geschichten, die euch in schriftlicher oder bildlicher Form die Schicksale der Opfer des Berges vor Augen führen. Immer wieder kehrt ihr zum Berg zurück, auf der Suche nach vermissten Personen, Gegenständen oder Informationen. In diesem Punkt liegt auch der erste kleinere Handlungsschwachpunkt des Spiels: die fehlende Rationalität. Die Ausflüge auf den Berg wirken erzwungen. Ein rational denkender Mensch würde nach dem, was ihr in den ersten Episoden des Spiels dort erleben werdet, niemals an diesen Ort zurückkehren. Kann man darüber vielleicht noch hinwegsehen ergibt sich aus den immer wiederkehrenden Besuchen auf dem Berg ein ganz anderes tiefgründigeres Problem: permanentes Backtracking! Habt ihr das Spiel eine Zeit lang gespielt, werdet ihr immer wieder Pfade entlang geschickt, die ihr schon gesehen habt, um zu Orten zu gelangen, die ihr schon besucht habt. In den meisten anderen Genres mag das kein großes Problem darstellen, doch bei einem Horrorspiel, welches auf den Überraschungsfaktor setzt, auf die Furcht vor dem Unbekannten, ist dies fatal! Das Spiel schmälert so nach einer Zeit allein durch seinen Aufbau den Horrorfaktor immens. Was als nervenaufreibende Geschichte beginnt, wird so nach und nach immer mehr zur Routine. Das hätte man besser lösen können.

Gameplay

Bewaffnet seit ihr auf euren Streifzügen über den Hikami Berg immer nur mit einer Camera Obscura, die euch allerdings erlaubt, Fotos von Geistererscheinungen zu schießen, was diese absolut nicht vertragen können. Als Sucher dient euch hierbei der Bildschirm des Wii U Gamepads. Durch seine einzigartige Story, bietet Project Zero also eine perfekte Einsatzmöglichkeit, für das Spielsystem der Wii U.

Das Kampfsystem erscheint zunächst denkbar simpel: ein, zwei Fotos von dem Geist geschossen und ich gehe weiter. Ganz so einfach gestaltet sich das Ganze natürlich nicht. Zunächst einmal habt ihr die Möglichkeit zwischen verschiedenen Objektiven mit Spezialeffekten zu wählen. Abgesehen davon, gibt es verschiedene Filmarten für die Kamera, die unterschiedliche Stärken besitzen. Das wichtigste ist jedoch die Tatsache, dass ihr zum Teil eine ganze Zeit lang darauf warten müsst, bis die Kamera das nächste Foto schießen kann. Drückt ihr also wahllos oder vorschnell ab, gebt ihr den Geistern das perfekte Zeitfenster um euch zu attackieren, wogegen ihr in diesem Moment machtlos seid.

Auch verharren die Geisterscheinungen natürlich nie reglos an einer Stelle, hin und wieder müsst ihr also ganz schön mit der Kamera schwenken, um den Geistern zu folgen. Das könnte normalerweise schnell in Panik ausarten, doch die Entwickler haben für euch einen roten Streifen am Bildrand eingebaut, der euch immer anzeigt in welche Richtung ihr die Kamera richten müsst. Das hätte man vermutlich etwas subtiler lösen können, was den Anspruch schon etwas erhöht hätte.

Project Zero 5 Screen 3

Der vielleicht größte Kritikpunkt am ganzen Spiel liegt in der Distribution von Items. Vor Beginn eines Levels erhält der Spieler eine Grundausstattung an Items, beispielsweise an Heilmitteln oder verschiedenen Filmarten. Dagegen wäre grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn diese Grundausstattung nicht so absurd übertrieben wäre. Allein mit der Zahl der zu Levelbeginn zur Verfügung gestellten Heilmittel solltet ihr nicht annähernd in Gefahr geraten zu sterben. Selbst ich als Gelegenheitsspieler und Neuling in der Project Zero Welt bekam hier nie Itemmangelprobleme. Doch als wäre das nicht schon genug, hat der Spieler zu Beginn einer jeden Mission noch die Möglichkeit, seine zuvor erspielten Punkte gegen weitere Items einzutauschen. Doch weil man das offensichtlich noch als nicht ausreichend betrachtet hat, findet ihr auf dem Hikami Berg eine unglaubliche Menge an Items. Etwa 80% davon sind Filme und Heilmittel. Spätestens an diesem Punkt wird es lächerlich.Auch das Vorbeilaufen an einem Item ist nahezu unmöglich. Die Gegenstände strahlen alle einen deutlichen Glanz aus. Solltet ihr doch einmal ausversehen an einem Item vorbeilaufen erscheint ein weißer Streifen am Bildrand, der euch anzeigt, dass ihr in der jeweiligen Richtung wohl etwas übersehen habt.

Hier kann man nur sagen: Schade, schade, schade! Ein Horrorspiel lebt eben auch von seinem Survival Faktor. Dieser ist hier einfach nicht gegeben. Keiner der Schwierigkeitsgrade Leicht oder Normal, die man zu Beginn des Spiels wählen kann, fordert einen wirklich. Wäre man hier von Entwicklerseite aus etwas sparsamer mit den Items gewesen, hätte sich noch einmal ein völlig anderes Spielgefühl einstellen können.

Grafik

Vergleicht man die Grafik des Spiels mit anderen Wii U Titeln, ist diese bei Project Zero: Priesterin des Schwarzen Wassers absolut oberstes Niveau. Hier hat man sich sichtlich Mühe gegeben, das Beste aus den Möglichkeiten der Konsole herauszuholen. Die Welt ist Detailreich und die Lichteffekte und Schatten helfen dabei, die beklemmende und düstere Atmosphäre zu erzeugen, die dem Spiel seinen speziellen Reiz gibt. Das typisch japanische Feeling des Berges und der restlichen Umgebung kommt ebenfalls sehr gut zur Geltung.

Project Zero 5 Screen 2

Musik

Der Sound des Spiels ist nahezu perfekt. Die Spielkulisse wird gekonnt von passenden Geräuschen untermalt, auf überflüssig vordergründige Musik wird geschickt verzichtet, um den Spieler in einen Zustand der Isolation und Anspannung zu versetzen. Wie in einem guten Horrorfilm, der ebenso von seiner musikalischen Untermalung lebt, gelingt es den Entwicklern hier tatsächlich dem Spieler, das verlorene, düstere Feeling des Hikami Berges, der im Laufe des Spiels immer mehr zum Ort des Schreckens wird, zu vermitteln. Project Zero ist außerdem eine Horrorspielreihe, wie man sie leider nicht allzu oft zu Gesicht bekommt. Hier setzt man auf Horror, der mit der Psyche des Spielers spielt. Verwenden andere Titel und diverse Filme meist Splatter oder Jumpscare-Elemente um ein Gefühl der Furcht zu vermitteln, geht Project Zero hier viel klassischer vor und beweist in gekonnter Manier, wie wirkungsvoll Psychohorror sein kann. Da aber gerade dieser subtile, psychische Horror extrem von den Geräuschen bzw. der Musik lebt, kann man hier nur sagen: Hut ab! Das ist hier definitv gelungen.

Project Zero 5 Screen 4

Fazit

Ist man nach 14 „Tropfen“ am Ende des Spiels angelangt (ignorieren wir hier einfach mal die dann freigeschalteten Zusatzmissionen und die Möglichkeit, das Spiel noch einmal auf der höchsten Schwierigkeitsstufe durchzuspielen), stellt man sich unweigerlich die Frage: Hat sich das jetzt gelohnt?

Meine Antwort darauf: Definitiv!

Ist Project Zero: Priesterin des Schwarzen Wassers ein fehlerloses Meisterwerk? Wohl kaum! Macht es deswegen keinen Sinn das Spiel zu spielen? Nein! Denn was Project Zero dem Spieler trotz seiner Mängel immer noch zu bieten hat, ist ein klassisches Psychohorrorspiel, das von seiner Story, der Grafik (den Möglichkeiten der Wii U entsprechend) und der Musik her, auf oberstem Niveau liegt. Nach all den klassischen Nintendo Spielen, die den Löwenanteil der Spielebibliothek der Wii U ausmachen, zumindest wenn man die hochklassigen Titel betrachtet, kommt Project Zero daher, wie eine kühle Erfrischung bei 40 Grad im Schatten. Es handelt sich um ein Spiel, dass man auf der Familienkonsole Wii U einfach nicht erwarten würde. Hierin liegt definitiv auch ein gewisser Charme des Titels. Eins ist ganz klar: Project Zero mag ein Nischentitel sein, doch das Format zu einem großen Titel hat das Spiel allemal. Besitzer anderer Konsolen dürfen sich durchaus ärgern, dieses Spiel zu verpassen.

Wenn ihr Glück habt und die Limited Edition mal wieder verfügbar ist, könnt ihr diese hier bestellen:

Hier ist für euch auch nochmal der Trailer zum Spiel:

 

Bewertung
  • 9/10
    Story - 9/10
  • 5/10
    Gameplay - 5/10
  • 8/10
    Grafik - 8/10
  • 9/10
    Musik - 9/10
7.8/10

Kurzfassung

Project Zero: Priesterin des Schwarzen Wassers macht sehr vieles richtig. Das Spiel spielt gekonnt mit der Psyche des Spielers und entwickelt die Spannung und den Horror aus diesem Element heraus. Die herausragende Story, eine tolle Grafik und passende Musik bzw. Geräuscheffekte untermalen das Ganze passend. Schwächen finden sich im Gameplay. Man macht es dem Spieler hier in vielerlei Hinsicht zu einfach. Dies gepaart mit dem häufigen Backtracking, schmälert den Horrorfaktor leider unnötig. Nichtsdestotrotz ist Project Zero: Priesterin des Schwarzen Wassers eine klare Kaufempfehlung für Fans des Genre und jene, die es gerne noch werden wollen.

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