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Ratchet and Clank: Rift Apart für die PlayStation 5: Bunt, laut und so unbekannt bekannt

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Insomniac Games kehrt mit einem exklusiven Titel für die PlayStation 5 zurück, der verspricht, die ehrgeizigste Episode des Ratchet & Clank-Franchise aller Zeiten zu werden.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es die allererste Szene ist – mit der triumphalen intergalaktischen Parade, die die beiden Protagonisten feiert und mit der eine spannende Geschichte beginnt – oder die fortgeschrittenen Stadien eines Abenteuers, das einen einige Stunden lang beschäftigen wird: Ratchet & Clank: Rift Apart wird immer eine gewaltige Achterbahnfahrt sein.

Meistens bewegt man sich geschwind durch, ab und zu auch in etwas gemessener Geschwindigkeit, durch ein besonders stimmungsvolles Panorama um dann eine Zwischensequenz zu bewundern, oft mit dem Gefühl, etwas passiv Zeuge einer wahrhaft grandiosen, aber zugleich ziemlich hübschen Inszenierung zu werden. Der Endeffekt ist im Allgemeinen berauschend, allein schon wegen der unglaublichen Sorgfalt, mit der Insomniac Games sein Videospiel verpackt hat, das in seiner grafischen Qualität, seinem Erzählstil und seinem globalen Rendering an einen Animationsfilm im Pixar-Stil erinnert.

Rift Apart wird absolut exklusiv auf PlayStation 5 präsentiert, fünf Jahre nach dem Remake des Originalspiels, das zusammen mit dem Debüt des CG-Films in den Kinos veröffentlicht wurde. Chronologisch wäre es als direkte Fortsetzung von Into the Nexus zu verstehen, doch abgesehen von den Augenzwinkern und Verweisen auf die Vergangenheit war dieses Kapitel tatsächlich als perfekter Einstiegspunkt für eine ganz neue Gruppe von Fans gedacht – ein riesiges und heterogenes Publikum, von ganz jungen bis hin zu den versiertesten Hardcore-Nutzern, die bereit sind, sich auf eine Geschichte einzulassen.

Auf der Suche nach den Anderen

Das Abenteuer beginnt mit einer Prämisse, die sich an langjährige Fans richtet: Nach Jahren intergalaktischer Heldentaten beschließt der Roboter Clank, seinem lebenslangen Begleiter ein ganz besonderes Geschenk zu machen. Ratchet ist tatsächlich der letzte Überlebende der Lombax-Rasse, ein Zustand, den der Protagonist in der Vergangenheit mit Einsamkeit und Melancholie erlebt hat. Clank denkt dann daran, seinen Freund zu überraschen und beschließt, den Dimensionatorer – eine sehr mächtige Waffe, die die Türen anderer Realitäten öffnen kann – wieder aufzubauen, damit Ratchet ein für alle Mal mit seiner Familie vereint werden kann. Am Höhepunkt der Feier geht jedoch offensichtlich etwas schief: Der böse Doctor Nefarious stellt sich ihnen in die Quere und stiehlt den beiden ein Instrument, das sich in seinen Händen in den unbezahlbaren Zugangsschlüssel zu unendlichen Welten verwandeln kann, die es zu unterwerfen gilt.

Der schlaksige Roboter-Antagonist ist jedoch als ebenso bösartig wie als Stümper bekannt und entfesselt in wenigen Augenblicken eine interdimensionale Katastrophe, die die Türen zu einem echten Multiversum öffnet: eine befriedigende Reise zwischen Planeten und alternativen Realitäten, die langsam zusammenbrechen. Hypothetische Welten, in denen sich die Geschichte anders entwickelt hat, in denen sich Nefarious als tyrannischer Despot an der Spitze eines riesigen Imperiums etablierte und eine kämpferische lila weibliche Lombax, Rivet, in der Gestalt einer einsamen, aber starken Widerstandskämpferin ihm sich in den Weg stellt. Eine Idee der Vergeltung, die auch andere historische Charaktere der Serie einbezieht, alte Bekannte auf geschmackvolle Weise anders als üblich vorschlägt, was zusammen mit der brillanten Schreibweise dem Ganzen einen wahrhaft spürbaren Schwung verleiht.

Somit kommt man zur Einweihung eines urkomischen brandneuen Paares, bestehend aus Rivet & Clank. Ratchets weibliches Alter Ego ist sicherlich einer der Hauptvorteile von Rift Apart: Rivet erweist sich als faszinierender und klar definierter Charakter, der sowohl in puncto Design mit Bravour überzeugt genauso wie mit ihrer Persönlichkeit.

Ein spielbarer Cartoon?

Ein Großteil des Verdienstes des Spiels geht auf die atemberaubende Abwechslung ohne jeglichen Übergang zwischen den Zwischensequenzen und dem Gameplay zurück, als auch den üppigen Animationen und der hervorragende Synchronisation (Ratchet hat eine neue deutsche Stimme, Clank behielt seine alte) mit einem wirklich wertvollen Rendering. Ein Erlebnis, das wie üblich auch dank des Gameplays (trotz kleiner, etwas unerwarteter Fehltritte) und einer technischen Umsetzung fesselt und unterhält, was sich seit der ursprünglichen Ankündigung bewährt hat.

Auf visueller Ebene kann man sagen, dass das Ziel auf sensationelle Weise getroffen wurde. Ohne Zweifel, abgesehen von sehr verzeihlichen Flecken, die man nur durch bewusstes Hinsehen finden kann, ist die Grafik sensationell. Rift Apart erweist sich heute als das technisch avantgardistischste Videospiel aller Zeiten: ein atemberaubender Triumph, der Effekte in Hülle und Fülle, eine beispiellose Polygondichte, markante Shader, himmlische Beleuchtung und eine Horizontentfernung so weit das Auge reicht, vereint. Ein Ensemble, das einen einfach sprachlos macht, vor allem wenn man die fast nicht vorhandenen Ladezeiten bedenkt, mit denen man manchmal – wenn auch nie genug – von einer Dimensionslücke in die andere springt. Der Wechsel zwischen den Spielwelten ist dennoch sehr zentral für das Spiel. Fast alle Ereignisse in der Geschichte werden durch „kollidierende“ Dimensionen verursacht. Dieser ganze Prozess wird natürlich von dem nervigen Bösewicht Dr. Schändlich (Nefarious auf Deutsch). Er sorgt sogar dafür, dass man nicht mehr nur mit Ratchet und Clank spielt, sondern auch mit Rivet und seinem Begleiter. Charaktere, die das Herz der Spieler schnell erobern werden – insbesondere Glitch, die dem ganzen einen etwas japanophilen Touch gibt.

Das von Insomniac erzielte Ergebnis ist wahrlich erstaunlich: Auf dem Bildschirm erwartet den Spieler ein monumentaler Reichtum an Effekten, der es schafft, aus der globalen Perspektive das Panorama einer intergalaktischen Metropole bis ins kleinste Detail zu einem sekundären Element zu steigern. Es erwartet einen eine sehr klare Mischung aus Vision, Talent, Inspiration und Können. Die Ausbeute der Materialien ist ohne Vergleich, aber es ist wichtig, zu unterstreichen, wie das technisches Know-how eine exzellente künstlerische Leitung vereint, mit einem hinreißend fokussierten Geschmack und Stil.

Wie man diese Grafiken erleben möchte, hängt nicht nur von dem eigenen Bildschirm ab. Das Spiel hat zwei 60-fps-Modi: einen mit und einen ohne Raytracing. Ratchet & Clank: Rift Apart ist auch mit dreißig Bildern pro Sekunde spielbar, wobei das Spiel in 4k-Auflösung läuft und alle Schnickschnack eingeschaltet ist. Einbrüche in der Framerate sind nicht in allen Ansichten ein Problem. Doch für welchen Modus man sich auch entscheiden, das Game weiß grafisch zu beeindrucken.

Zählen wir mal Erbsen… öh…

Doch gibt jedoch ein ziemlich eindeutiges „aber“ – obwohl solide und immer mehr als unterhaltsam, erreicht der verspielte Sektor von Rift Apart tatsächlich nicht die aussergewöhnlichen Standards seiner herausragenden technischen Komponenten. Die plattformbasierte Shooter-Action-Formel von Ratchet & Clank würde an sich halten, aber der letzte Eindruck ist der eines eher konservativen und weniger mutigen Kapitels in Bezug auf das Spieldesign.

So zum Beispiel das Konzept der Dimensionsanomalien, das den Hintergrund der Ereignisse bildet. Abgesehen von einer spektakulären Ebene, die auf einem erkennbaren Dualismus zu den Metroid Prime Echoes aufgebaut ist, geht der Zusammenbruch der Dimensionen nie über das hinaus, was in den Trailern und in der ersten Szenen des Spiels zu sehen war. Es bleibt eine Gesamtidee, die doch nicht sehr entwickelt wurde. Schade, denn wenn man zum Beispiel Zeuge von Zusammenstößen wird, die auf einem Planeten beginnen und auf einem anderen andauern und vielleicht die Ruhe eines ganz anderen Szenarios stören, ist der Effekt überraschend, sehr frisch und chaotisch originell. Leider nur ist das irgendwie nicht… befriedigend. Kurz gesagt, die „interdimensionale“ Seele von Rift Apart ist weniger allumfassend als erwartet.

© Insomniac Games

Komm… lass uns kämpfen

Absolut zufriedenstellende Nachrichten stattdessen aus dem Kampfsystem. Von Resistance bis Sunset Overdrive sind Over-the-Top-Waffen eine der unbestrittenen Stärken von Insomniac Games, und auch in diesem Fall hat das Studio von Ted Price eine gekonnte Mischung aus Erfindungsreichtum und Know-how bewiesen: man kann ein sehr reichhaltiges und facettenreiches Arsenal erwarten. Das Ergebnis, zwischen improvisierten Killerpilzen, Gewehren, die die Gegner in Eiswürfel verwandeln, und vielen anderen Torheiten, die man gerne selbst entdecken soll, ist aufregend: Man kämpft in 360° mit einer beneidenswerten Dynamik, bewegt sich leicht durch die Arenen und wechselt ständig eine Waffe nach der anderen.

Die Kraft der Schüsse und die Funktionalitäten der verschiedenen Zerstörungswerkzeuge, die bereits recht zufriedenstellend sind, werden durch die besonderen Eigenschaften des DualSense noch unterstrichen: haptisches Feedback und adaptive Trigger fügen zweifellos eine Dimension mehr hinzu. Was allerdings fehlt, ist ein adäquates Maß an Herausforderung, vor allem wenn man etwas mehr Pfeffer sucht. Rift Apart geht in der Tat schnell voran, mit einem beneidenswerten Rhythmus, der hin und wieder von einigen unterhaltsamen Puzzle-Momenten wie den Levels im Clank-Metaterminal oder der Virenjagd des Spinnenroboters Glitch unterbrochen wird. Trotz der zur Neige gehenden Munition wird sich kein Feind jemals als wirklich gewachsen erweisen, insbesondere angesichts der einfachen Verbesserungen der Waffen. Und selbst wenn das schicksalhafte Game Over eintreten sollte, bekommt man keine Strafe, außer dass man es erneut versuchen muss, bei einem der sehr häufigen Checkpoints: Kurz gesagt, null Risiken und garantierte Belohnungen, für eine wirklich zu großzügige Bilanz.

Technik, Technik, Technik

Das Spiel ist ein gutes Beispiel für die haptischen Trigger und Rumblesensoren des PlayStation 5-Controllers. Die Verwendung des DualSense erinnert in fast allem an Astros Playroom. Man kann spüren, wie Regentropfen auf die Händen klopfen und der Bass der Discomusik durch den Controller rumpelt. Man stößt immer wieder auf neue Dinge, die den DualSense auf erfinderische Weise nutzen.

Rift Apart ist auch das erste PlayStation 5-Spiel, das die SSD als Teil des Gameplays verwendet. Das Spiel macht viel mehr damit, als den Spieler ’schön und schnell in die Spielwelt zu bringen‘. Immerhin ermöglicht die blitzschnelle Speicherung in der PlayStation einen rasanten Wechsel zwischen verschiedenen Spielwelten. Entwickler Insomniac Games hält dieses Versprechen eindeutig ein.

Das ist immer wieder beeindruckend, aber wohlgemerkt, es passiert leider nicht sehr häufig,  wie oben schon bemerkt. Insomniac Games ist bei dieser Spielmechanik eher zurückhaltend. Es scheint, dass der Entwickler verhindern möchte, dass sich die Portale wie eine „Spielerei“ anfühlen. Das Reisen zwischen den Dimensionen wird hauptsächlich in chaotischen Momenten ausgeführt. Das sind oft die, in denen man eine solche Hektik erwartet. Und das ist auch gut so, denn langweilig oder nervig wird es nie.

Das ändert nichts daran, dass Ratchet & Clank: Rift Apart letztlich eine unbeschwerte Geschichte erzählt und kein großes Epos ist. Das Spiel mit der Idee von Dimensionen ist klasse, aber man solle keine Quantenphysik in dem Action-Plattformer erwarten. Die Story ist klar und einfach geschrieben, was überhaupt keine Kritik ist, aber es sollte bedacht werden, wenn Rift Apart das erstes Ratchet & Clank-Spiel ist.

Apropos andere Teile der Reihe: Rift Apart ist im Design etwas freier als die Vorgänger. Das Spiel bietet eine Handvoll farbenfroher Planeten, zwischen denen man reisen muss, um Missionen und Nebenaufgaben abzuschließen. Einige dieser Level sind relativ groß, und in diesen lohnt es sich tatsächlich, hin und wieder auf Erkundung zu gehen. Fast alle Welten enthalten beispielsweise kleinere Mini-Levels, die durch die tolle SSD-Integration direkt betreten werden können. Das ist sehr schön gemacht.

Neu und doch so bekannt

Während man Fortschritte macht und neue Waffen kauft, sammeln Ratchet und Rivet auch ständig neue Ausrüstung. Das Schöne an all dem Zeug ist, dass alles für beide Charaktere direkt funktioniert. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass Rivet bestimmte Gegenstände hat und Ratchet nicht. Irgendwann erklärt Ms. Zukon, die als Verkäuferin ihren Dienst auf allen Planeten und allen Dimensionen versieht, wie diese Geschichte technisch funktioniert. Das hilft jedoch so schön dem Gameplay.

© Insomniac Games

Es bedeutet zum Beispiel, dass, wenn einer von den Beiden ein Paar Stiefel findet, mit denen man über dem Boden schweben kann und die man mit ein paar Schlittschuheschritten beschleunigen, um als Spieler schön und schnell durch alles fliegt, sowohl Ratchet als auch Rivet zur Verfügung stehen und somit neue Regionen vielleicht schon erkundeten Gebieten frei gibt.

© Insomniac Games

Geschwindigkeit ist bei Ratchet & Clank: Rift Apart ohnehin kein Thema. Ratchet und Rivet vollbringen alle möglichen halsbrecherischen Kunststücke, um Hindernisse zu überwinden und können auf Rails cruisen, Wall Runs machen und hier und da große Sprünge vollbringen, indem sie mit ihrm Kabel irgendwo hinschwingen oder sich ein wenig durch ein offenes Portal teleportieren. All dies sorgt dafür, dass das Reisen durch die Spielwelt nie langweilig wird. Tatsächlich ist dies einer der Gründe, warum man wahrscheinlich dazuneiget, die optionalen Missionen zu spielen. Man braucht nicht wirklich, was man mit ihnen gewinnt und sie tragen nicht wirklich zur Geschichte bei, aber jede Ausrede, um die Action länger zu genießen, ist eine gute.

  • Grafik
  • Sound
  • Gameplay
4.3

Ratchet and Clank: Rift Apart der Heilige Gral der Videospiele?

Der erste echt PlayStation 5-Titel von Insomniac Games ist schon ein kleines Meisterwerk. Audiovisuell hat man auf den Last-Gen-Konsolen so etwas bisher nie, oder kaum gesehen. Mit den bekannten verrückten Waffen des Franchises, die mit viel Dynamik in das Gameplay gepackt wurden, zeigt der Publisher, was wir in der Zukunft erwarten können.

Leider gibt es auch ein bißchen was zu nörgeln. So wiederholen sich die Feinde zu oft (insbesondere bei den Boss-Kämpfen) und die Möglichkeiten der Dimensionensrissen wird zu wenig genutzt. In der Hektik der Gefechte verliert man leider auch ab und zu die Übersicht.

Trotzdem: die Story ist schön, der Humor bekannt verrückt und die neuen Charaktere bringen Schwung in das Ganze. Der Heilige Gral ist es jedoch nicht, aber… Man ist auf dem richtigen Weg. Empfehlenswert.

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