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Dub Dash im Test – Hart, flippig, gut?

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Dicke Bässe, volle Geschwindigkeit, Perspektivwechsel en masse und ein Wirbelwind an Neonfarben – Alles da zur effektvollen Reizüberflutung! Nur macht Dub Dash auch Spaß?

Jeder hatte schon einmal dieses Bedürfnis, seinen audiovisuellen Sinnen komplett den Rest zu geben. Sich einmal in eine wilde, orgiastische Mischung aus Sound und Farben zu stürzen, aus der man nachher nur noch benommen aufwacht und die Augen am nächsten Morgen schmerzend protestieren, weil der Frühstückstoast viel zu grell ist.  Während Einige hierfür den Pfad kleiner bewusstseinserweiternder Mittelchen wählen, bevorzugen andere ein Holi-Festival oder die Elektrodizze von nebenan. Nun gut, Einige machen auch alles zugleich. Aber auch der verantwortungsbewusste Spieler muss nicht auf seinen Rausch aus Licht und Ton verzichten!

Direkt und deutsch

Denn Dub Dash, publiziert von den Headup Games aus Düren und entwickelt vom jungen Studio Incodra aus Aachen, springt in eben jene Bresche und gesellt sich zu klassischen Spielen wie Plasma Pong und Audiosurf. Es macht dabei nicht viel Aufhebens um Dinge wie Story, Wertungssysteme oder Powerups (gibt’s alles nicht), sondern kommt reichlich minimalistisch daher – das ist aber pure Absicht. Denn Dub Dash fokussiert sich auf drei Dinge: Wuchtiger Sound, epileptische Optik und vor allem der Kampf des Spielers gegen sich selbst. Und Dub Dash kommt dabei direkt zur Sache.

Caution! Beware of Klötzchen!

Es ist ja nicht gerade so, also ob uns Headup Games nicht gewarnt hätte, stehen doch in der Spielbeschreibung markige Phrasen wie „es ist an der Zeit zu beweisen, dass du hartgesotten genug bist“ oder „…es ist verdammt schwer, alle Levels fehlerfrei zu bestehen. Also so richtig schwer, nahezu unmöglich.“ Aber gut, pff, das haben schon viele gesagt. Also ran ans Werk!

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Ist das noch ein Spiel oder schon Kunst? Dub Dash ist ansprechend.

Dub Dash besitzt drei Spielmodi, wobei der Einzelspielermodi mit neun nacheinander zu absolvierenden Leveln der Hauptteil ist. Gemein ist allen diesen Modi dasselbe Spielprinzip. Als sich drehende Scheibe müssen wir in unterschiedlichen Leveln Parcours meistern, die mit unterschiedlichen Hindernissen bepflastert sind. Diese sind vor allem optischer Natur. Denn Dub Dash präsentiert sich uns die meiste Zeit aus der Miniplanetenperspektive. Also jene Perspektive, die sich ergibt, wenn man im 360°-Blickwinkelbild filmt. Gemischt mit Neonfarben und surreal kubistischer Dancefloore-Optik wirkt das ganze ausgesprochen psychedelisch. Wir sind erst einmal begeistert, schauen nach links und nach rechts – nur nicht nach vorn. Nach wenigen Augenblicken zerlegt es uns am ersten Balken.

Aber es dauert nicht lange und wir haben uns eingespielt. Auf dem Miniplaneten rauschen die Hindernisse auf uns zu. Kurz nachdem sie am Horizont auftauchen, sind sie schon bei uns. Ausweichen können wir mit simplen Bewegungen nach links oder rechts. Die Steuerungstasten hierzu sind übrigens frei konfigurierbar – sehr löblich. Incodra verspricht sogar, dass es mit Lenkrädern funktioniert. Das erste Level zieht fix an uns vorüber, besteht es ja nur aus Balkenhindernissen, denen wir ausweichen müssen. Im nächsten Level gesellt sich eine neue Optik hinzu (2D-Seitenansicht) und in den darauffolgenden weitere Perspektivwechsel bzw. Arten, in denen wir unsere drehende Diskoschreibe an bunt leuchtenden Würfeln vorbei manövrieren müssen. Zwar wechseln diese Perspektiven innerhalb eines Levels mehrmals, sodass wir nicht immer dieselbe Art von Ausweichmanöver durchführen, aber trotzdem sind wir ein bisschen enttäuscht. Denn so bunt und flippig sich Dub Dash präsentiert, so bunt und flippig hätten wir auch die Hindernisse erwartet. Aber im Grunde ist alles Dasselbe in Grün. Aber Dasselbe in Grün in klotzhart.

Mit nur drei ziemlich gleichen Modi kommt Dub Dash in Sachen Abwechslung eher schwachbrüstig daher.
Mit nur drei ziemlich gleichen Modi kommt Dub Dash in Sachen Abwechslung eher schwachbrüstig daher.

Ein Dark Souls der Rungames – aber auch ein gutes?

Auch an dieser Stelle ein Zitat von Incodra: „Dank eines steilen Anstiegs des Schwierigkeitsgrads gestaltet sich jeder neue Track als eine noch größere Herausforderung“. Und das ist nicht untertrieben. Die Lernkurve in dem Spiel ist steil. Generell orientieren sich die Hindernisse an den vorzüglichen Beats (später mehr dazu), die zu jedem Level abgespielt werden. Man könnte theoretisch also fröhlich zum Bass durch die unterschiedlichen Passagen hüpfen. Aber auch die Tracks haben ihre Rhythmuswechsel. Noch dazu erscheint uns der Parcoursbau in späteren Leveln weniger genau auf die Tracks abgestimmt, als er angepriesen wurde. Die Folge: Die Kurse werden beinhart und verzeihen Nichts. Wir rammen regelmäßig Hindernisse, das Level ist vorbei, und wir dürfen wieder von vorne anfangen, das Frustlevel steigt. Es sei denn man hat Extraleben gesammelt.

Dub Dashs dauernder Perspektivwechsel ist Spielprinzip
Dub Dashs dauernder Perspektivwechsel ist Spielprinzip

Die Extraleben findet man jedoch nicht im Einzelspieler, sondern in einem anderen Modi, der sich „Herausforderung“ nennt. Unglücklicherweise sind die Herausforderungen genauso konzipiert wie das erste Level des Einzelspielers, bloß dass die Hindernisse zufallsverteilt sind. Spielerische Varianz? Fehlanzeige. Man erhält seine Extraleben (immer fünf) nämlich nach dem Komplettdurchfahren des Kurses. Gerade, nachdem man sich an einem Level die Zähne ausgebissen hat und dazu entscheidet, Leben zu farmen, benötigt man dringend Abwechslung und Balsam für die Spielerseele, was Dub Dash aber nicht liefert. Die Einzelspielerkurse sind später derart knallhart, dass kein Weg an der einzigen Powerup-Option vorbei führt: Ohne Extraleben geht nichts. Zum Frust gesellt sich also noch Eintönigkeit. Dub Dash verpasst es, den Ehrgeiz gezielt durch Abwechslung anzusprechen, sodass im Endeffekt mehr Spielfrust als Spiellust da ist. Ironischerweise tragen die Beats des Spieles daran Mitschuld.

Geiler, immer gleicher Soundtrack

Ein Prinzip von Dub Dash ist: Orientiere dich am Beat, spüre die Musik, gewinne das Level. Incodra hat sich hierzu für jedes Leveldesign an einem neuen Musikstück diverser DJs orientiert. Ergo spielt pro Level immer derselbe Song. Halb so wild, wenn man sich nur kurz in dem Level befände und das Musikstück allenfalls ein Dutzend mal hört. Aber schon ab Mitte der neun Level wiederholt man dieselben Level derart häufig, dass einem die Musik auf den Keks geht. Egal wie gut sie ist. Die abstruse Folge: Wir haben uns dabei ertappt, wie wir beim x-ten Wiederholen derselben Passage den Ton ausgeschaltet haben, um uns besser konzentrieren zu können. Für ein Spiel, das so nah an der Musik gebaut ist wie Dub Dash, kommt das quasi einem Fehldesign gleich.

Übung, Übung, Übung

Wie also diese so unerbittlichen Kurse meistern? Die vom Entwickler dazu angedachte Methodik ist das abschnittsweise Einpauken der jeweiligen Spielabschnitte. Hierzu sind die einzelnen Level durch Tore in mehrere Zonen geteilt. Normalerweise erwartet einem nach diesen Toren auch ein Perspektivwechsel, sodass man sich binnen Sekunden neu orientieren muss. Das ist herausfordernd und macht ziemlichen Spaß. Nur das man nach dem Ableben trotzdem an den Anfang des Level zurückversetzt wird – außer man hat a) Extraleben oder b) flink eine Flagge gesetzt.

Das Spiel ist gerade zum Ende hin klotzhart. Das größte Hindernis für den Spieler ist er selbst.
Das Spiel ist gerade zum Ende hin klotzhart. Das größte Hindernis für den Spieler ist er selbst.

Im Falle von a) spielt man ab Zonenanfang weiter und kann das Level im Erfolgsfall abschließen. Das Spiel fragt einen beim Ableben, ob man seine Leben einsetzen oder sich doch lieber für den Fall aufheben will, wenn wir sie dringender brauchen könnten – eine durchaus knackige Frage, leider aber mit Designmängeln. Nach endlosen Fehlversuchen haut man gerne schon mal per se auf die Entertaste, um das Level neu zu starten. Leider ist diese Taste nach dem Durchfahren des ersten Leveltores mit der Investition eines Extralebens besetzt. Und so verschwendet man schon mal einige mühsam erarbeitete Leben, die man besser behalten hätte. Der Levelneustart muss mit einem etwas umständlichen Extraschwenk der Maus initiiert werden.

Im Falle von b) handelt es sich um einen Übungsmodus. Man wird beliebig oft an den Zonenanfang zurückversetzt, um sich die Strecke einzuprägen – was bitter nötig ist! Ein erfolgreiches Durchlaufen des Levels bringt hier jedoch nichts. Übrigens sei noch angemerkt, dass Incodra in einigen wenigen Fällen die Zonen- und Perspektivwechsel so gestaltet hat, dass man den ersten Anlauf gar nicht überleben kann, es sei denn man ist mit den Reflexen eines gewissen Cowboys gesegnet, der schneller schießt als sein Schatten. Beispielsweise erwarten einen Hindernisse direkt nach Toren (ja, ich meine dich, Level 2!), welche man nicht einsehen kann. Hier hilft der Übungsmodus oder auch die bloße, unabwendbare Erfahrung.

Das Ende vom Lied

Dub Dash präsentiert sich als Rungame mit Potenzial, welches leider nicht ausgeschöpft wird. Zu der bereits bemängelten Frustkurve und der Eintönigkeit (haben wir eigentlich schon den dritten Modi erwähnt? Nein? Ein Mehrspielermodi, der genauso aufgebaut ist wie der Einzelspieler – nur dass man sich überhaupt nicht gegenseitig beeinflussen kann. Ist also nicht weiter erwähnenswert…) gesellen sich dann auch noch einige technische Macken, zumindest bei unserem Test. So musste erst umständlich manuell eingestellt werden, dass Dub Dash mit der GPU und nicht mit der prozessoreigenen Grafikkarte betrieben werden soll. Auch gab es bei uns immer wieder kurze Ruckler. Das ist gerade bei einem Reaktionsspiel oft tödlich und ärgerlich. Ob das jedoch für sämtliche GPUs gilt, wissen wir natürlich nicht.

Hinweise bei neuen Hindernissen werden im Vorbeiflug eingeblendet. Manchmal kostet das Lesen aber schon das notwendige Quentchen Aufmerksamkeit zum Überleben.
Hinweise bei neuen Hindernissen werden im Vorbeiflug eingeblendet. Manchmal kostet das Lesen aber schon das notwendige Quentchen Aufmerksamkeit zum Überleben.

Was bleibt ist der Soundtrack, der wirklich hervorzuheben ist und perfekt mit dem Spiel harmoniert. Vor allem wenn man ihn nicht zu oft hintereinander hört. Dub Dash sollte deswegen nur in kleinen Dosen konsumiert werden, um ein ordentliches Spielerlebnis zu bleiben. Diese Spielrationen sollten dann im Vorfeld mit hoher Konzentrationen, Kaffee oder Energydrinks betankt werden, um eine möglichst hohe Spieleffizienz herauszuholen. Denn zum Ausspannen (Zitat Incodra: „Dub Dash ist die ideale Herausforderung nach einem anstrengenden Arbeitstag. Lehn‘ dich zurück…“) ist Dub Dash nun wirklich nicht.

 

 

Dub Dash
  • 8/10
    Sound - 8/10
  • 7/10
    Atmosphäre - 7/10
  • 3/10
    Umfang - 3/10
  • 3/10
    Abwechslung - 3/10
  • 4/10
    Innovation - 4/10
5/10

Fazit

Dub Dash ist genau für zwei Arten von Spielern geeignet: Für Reaktionsmeister, die ihre Finger derart gezielt und flink bewegen, dass die Tastatur schon mal in Flammen aufgeht – und für sisyphosartige Lerner, die auch mal Stunden mit immer derselben Passage verbringen können, bis sie sie im Schlaf spielen könnten.
Für alle anderen ist Dub Dash eher zu vergleichen mit einer Klausur: Gefühlt ewiges Auswendiglernen, spontanes und einmaliges Entleeren des angespielten Wissens, und sofortiges Vergessen der gelernten Inhalte. Nur dass in diesem Fall die Klausur sehr farbig, sehr flippig und sehr psychedelisch daher kommt.

Release: 16.02.16 auf PC und Android

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