Start Retro E. T. – das schechteste Videospiel überhaupt?

E. T. – das schechteste Videospiel überhaupt?

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Es ist 1982: Steven Spielberg’s Film E.T. – Der Außerirdische war ein kommerzieller Erfolg und erntete herausragende Kritiken, die mit Star Wars oder sogar Der Pate gleich gestellt waren. Wegweisende Effekte, eine Geschichte, die sowohl Kinder, als auch Erwachsene ansprach, sowie das ikonische Alien-Design zementierten Spielbergs Namen in der Filmindustrie. Doch von all dem Merchandise zu dem Film, war das berüchtigtste das gleichnamige Videospiel.

Allgemein als eines der schlechtesten Videospiele aller Zeiten angesehen, wird der Titel auch für den Beginn des Videospiel-Crash von 1983 angesehen und die nicht verkauften Cartridges wurden in einer Deponie in New Mexico entsorgt. Doch die eigentliche Frage hinter all dem ist, was führte zur Veröffentlichung dieses Spiels?

Der Film wurde zwischen den Blockbustern Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi Ritter, den Fortsetzungen des 1977er Hits Krieg der Sterne, veröffentlicht. Da war es nur passend, daß Universal, das Studio hinter ET, einen Film machen wollte, der ein weiterer Star Wars sein wollte (es soll hier darauf hingewiesen werden, daß Spielberg und George Lucas enge Freunde sind). Während eine komplette Spielzeuglinie nie in Auftrag gegeben wurde, machte Universal Geld mit Lunchboxen, Brettspiele, Puppen, Büchern und allem, auf das sie den Namen setzten konnten. So war es nur passend, daß sie sich auch im aufsteigenden Videospiel-Markt umschauten. Das Atari-Spiel The Empire Strikes Back war relativ erfolgreich und Arcadenautomat generierten Millionen von Dollar. Ein 20-Millionen-Dollar-Deal wurde mit Atari abgeschlossen der die Fähigkeiten der 2600-Konsole pushen sollte.

Der Film wurde am 11. Juni 1982 veröffentlicht und die Rechte wurden bis zum 1. Juli des gleichen Jahres gesichert. Atari und Universal wollten die Weihnachtszeit absichern, so daß dem Spiel eine Abschlussfrist bis zum 1. September gegeben wurde.

Entwickler Howard Scott wurde speziell ausgewählt un das Spiel zu entwerfen und zu produzieren. Er hatte sich schon mit der Arbeit an Raiders of the Lost Ark, einer weiteren Spielberg-Kooperation, einen Namen gemacht. Sein ursprünglicher Plan war, eine direkte Umsetzung des Films zu machen, indem er erneut die grafischen und Gameplay-Grenzen der Atari VCS 2600 ausreizen wollte. Diese Version hätte „3D-Grafiken“ verwendet, um ein mehrstufiges Abenteuer von ET zu erschaffen; ein „ET nach Hause„-Gefühl, wie im Film sollte entstehen, mit Hindernissen wie Erwachsene und Agenten, die sich dem Spieler in den Weg stellten und einem Rennen gegen die Zeit.

Warshaw wurde nach Kalifornien geflogen um sich offiziell mit Spielberg zu treffen, doch der Regisseur war nicht von der Idee beeindruckt. Stattdessen wollte er „so was ähnliches, wie Pac-Man.“ Warshaw weigerte sich, Pac-Man einfach zu klonen und so entschied man, das Spiel als „Sammeln und Verbinden„-Titel zu konzepieren, indem der Spieler in Gruben fällt um Stücke zu sammeln um das Raumschiff zu bauen, während ET Süßigkeiten, wie Pac-Man, isst.

Mit nur ein paar Wochen Zeit programmierte Warshaw das gesamte Spiel noch vor dem 1. September. Man muss bedenken, daß Atari mit ihrem 2600-Konsolen-Release von Pac-Man ein massives Versagen erlebt hatte, was vielleicht ein Faktor für die Weigerung von Warshaw sein könnte.

Das Spiel wurde im Dezember 1982 mit einem immensen Hype, News und Berichterstattungen veröffentlicht. Es verkaufte sich zuerst gut, viel aver dann stark ab, sobald die Bewertungen und die Mundpropaganda über den Titel kamen. Von veralteten Grafiken, schrecklichen Kontrollen bis hin zu dem Konzept, sich nur in Gruben fallen zu lassen, reichten die Kritiken und das Spiel wurde als das ultimative Versagen der Saison angesehen.

Viele Rezensionen sagten, daß der Start-Bildschirm, einfach ein Bild des titelgebenden Aliens und des Logos, „der einzige gute Teil des Spiels“ war. Die Verkäufe erreichten nicht einmal die Nähe der Erwartungen, obwohl der Titel das begehrteste Geschenk auf den Wunschzetteln der Weihnachtszeit war. Atari hatte mit dem nächsten großen Misserfolg zu tun und Universal zog die Pläne zurück, an einem ET Folgefilm zu arbeiten.

Atari begann so schnell, wie möglich mit der Schadenskontrolle. Sie boten an, sämtliche nicht verkauften Cartridges und Konsolen von den Einzelhändlern zurückzukaufen. Das Unternehmen erstand einen Teil einer Deponie in New Mexico und schickte Lastwagen voll mit Kopien des Spiels zusammen mit Konsolen und anderen Spielen, um dort ein Massengrab auszuheben. Manche wurden zerschlagen, andere wurden nur hineingeworfen. Insgesamt wurden über 700.000 Atari-Produkte bei der Beerdigung zerstört. Dann wurde eine Betondecke über die Trümmer gelegt und nie wieder darüber gesprochen.

Die Existenz eines Videospiel-Grabes wurde von Atari, trotz verschiedener Beweise, immer geleugnet. Im Jahr 2014 fand jedoch der Filmemacher Zak Penn die Deponie und produzierte den Dokumentarfilm Atari: Game Over.

Es dauerte drei Jahre, bis die Videospielindustrie in Amerika wieder rentabel wurde. Wegen der Ausfälle und der erreichten Grenze der verfügbaren Technologie, die Atari mit dem Titel aufzeigte, wurden Videospiele fast als eine sterbende Modeerscheinung angesehen.

Aber die Veröffentlichung des Nintendo Entertainment Systems im Jahr 1986 in Amerika wurden Videospiele wieder zu einer Goldmine, deren Erfolg bis heute andauert.

Dennoch gibt es fast jedes Jahr wieder schlechte Videospiele-Umsetzungen erfolgreicher Filme. Für jeden ET gibt es ein Star Wars: Battlefront II.

Im Jahr 2016 kam ein ET-Pack für das Hit-Spiel Lego Dimensions heraus und diesmal war es erfolgreicher und spielbarer als sein Vorgänger.

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